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Autor: Rolf Kurath Arbeitswelt Führung Organisationsentwicklung Montag, 13 Februar 2017

Widerstand als Entwicklungsmotor

In meiner Wohngemeinde blockieren aktuell drei Einzelpersonen einen eindeutigen demokratischen Entscheid (Gemeindefusion) mit aufwendigen juristischen Mitteln. Auf der Suche nach Erklärungen und Auswegen bin ich auf die Studie von Erik Nagel gestossen. Darin plädiert der HSLU-Professor für einen produktiven Umgang mit dem Widerstandsgeschehen.

Mögliche Strategien für den Umgang mit den in einer destruktiven Dynamik gefangenen drei Beschwerdeführern habe ich nicht gefunden, dafür eine aus empirischen Daten abgeleitete Systematik der Erscheinungsformen von Widerstand und nützliche Prinzipien für die Gestaltung von (Führungs-)Beziehungen im Umgang mit Widerstand.

Mit dem Widerstand arbeiten – nicht gegen ihn

Der Betriebsökonom Erik Nagel interpretiert rund 50 typische Erlebnisse von Führungskräften zum Thema Widerstand und ordnet sie gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse ein. Er gruppiert die vielfältigen Erscheinungsformen in

  • Offensichtlichen Widerstand (hartnäckig vertretene Forderungen, offener Machtkampf, Whistleblowing, organisierter Arbeitskampf)
  • Versteckten Widerstand (u.a. Widerstand als Humor, als zynische Distanzierung, als Rivalitätsspiel)
  • Verdrängten Widerstand in Organisationen, die stark auf Konformität ausgerichtet sind

Erik Nagel „Glücksfall Widerstand“

Extrem spannend finde ich das Kapitel über Annahmen, die in die Sackgasse führen: Stereotype Vorstellungen über Menschen wie „typisch, die sitzen bequem in der Komfortzone“ oder Befunde wie „niedere Motive“, „hinterhältig“ oder „tickt nicht richtig“. Nagel entlarvt die typischen Formen der Psychologisierung als Mittel, um die Verantwortung für Schwierigkeiten oder Scheitern auf andere zu übertragen und das eigene, nicht reflektierte Verhalten salopp zu rechtfertigen.

Vier Führungsprinzipien

Abschliessend zeigt Erik Nagel auf, wie der Widerstand in Organisationen als Entwicklungsmotor genutzt werden kann. Führungsbeziehungen sollen auch unter Druck engagiert gelebt werden, es ist die Würde des andern zu respektieren und zu wahren, dem andern soll das Recht auf Widerspruch eingeräumt werden sowie es soll die Kommunikation und Kooperation in Widerstandssituationen stets auf Lernen und Entwicklung ausgerichtet sein.

 

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